Meldungen des Jahres 2025

Meldung vom 13. November 2025

Die fremden Freunde – Fragen an alte und neue Städtepartnerschaften

Im Lauf meines – leider! – letzten Zeitzeugenprojektes mit der Geschichtswerkstatt Jena, wenige Monate vor meinem Ausscheiden aus dem Dienst im Bürgermeister- und Presseamt, kam die Rede auch auf das Partnerschaftsdreieck Erlangen-Jena-Wladimir, das seit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine offiziell auf Eis liegt, während sich schon im Sommer 2022 die Solidaritätspartnerschaft mit Browary bei Kiew erstaunlich rasch entfaltete. Ich erinnerte bei der Gelegenheit im Gespräch mit Daniel Börner, dem Redakteur der Vierteljahresschrift „Gerbergasse 18“ daran, wie in meiner Zeit des Slawistikstudiums in Bamberg die ganzen 1980er Jahre hindurch für alle, die Land und Leute in der UdSSR kannten, die Zeichen auf Annäherung und Verständigung standen, was sich dann bis zur Jahrtausendwende fortsetzte und bestätigte. Seit dem Amtsantritt von Wladimir Putin freilich, so kurz zusammengefaßt, sei alles Bemühen im zivilgesellschaftlichen deutsch-russischen Austausch immer mehr zu einem Trotzdem geworden.
Der Gast aus Jena wurde hellhörig und bat mich um einen Beitrag für das Jenaer Periodikum. Aber gut Ding will Weile haben. Ich bat um Bedenkzeit, versprach aber, in meinem nicht mehr fernen Ruhestand auf die Sache zurückzukommen. Im Frühjahr 2024 erinnerte mich dann Daniel Börner per E-Mail an meine Zusage: „Ihre Worte zu den abgebrochenen Verbindungen nach Wladimir bzw. Russland beim letzten Treffen im März gingen mir nicht aus dem Kopf (‚Habe ich mich all die Jahre in den Leuten/Partnern getäuscht?‘, ‚Was habe ich übersehen?‘, ‚Hat die Partnerschaftsarbeit der letzten Jahrzehnte gar nichts gebracht/hinterlassen?‘)“
Es dauerte dann noch einige Zeit, bis ich meine Gedanken beisammen hatte und sich in der „Gerbergasse 18“ Platz dafür fand, aber nun sind in der soeben erschienenen aktuellen Ausgabe (Heft 115) auf vier Seiten meine Gedanken unter dem Titel „Die fremden Freunde“ nachzulesen. Für gerade einmal drei Euro und fünfzig Cent erhält man darüber hinaus jede Menge nützlicher Information zur Geschichte der DDR – bis hin zum Beitrag „Fußball hinter Stacheldraht“, das Länderspiel UdSSR gegen Bundesrepublik 1955 aus der Sicht des GULag-Häftlings Roland Bude. Am besten gleich ein Abo abschließen! 

An dieser Stelle auch einen herzlichen Dank an meinen Freund und ehemaligen Kollegen Matthias Bettenhäuser aus Jena, der meinen Bericht gegengelesen und noch die eine oder andere Ergänzung beigesteuert hat.


Peter Steger
Slawist/Übersetzer, Erlangen

(Im Bild: Peter Steger im Büro für Internationale Beziehungen der Stadt Erlangen, September 2023. Foto: GWS-Archiv)

 
 
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